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Naturschutz in Köln? Ein Interview mit Holger Sticht vom BUND für Umwelt und Naturschutz

Klar ist, in grünen Städten leben Menschen gerne. Jedoch ist der Natur- und Umweltschutz in Großstädten wie Köln mittlerweile ein komplexes Thema.


Daher ist es wichtig, trotz der immer mehr besiedelten Orte die biologische Vielfalt zu erhalten und zu verbessern um mehr Lebens- und Umweltqualität zu schaffen, um den Wert der Natur in der Stadt beizubehalten.

Aber wie wird dies in Köln gehandhabt? Sorgt sich Köln überhaupt um den Naturschutz?


Diesbezüglich haben wir ein Interview mit Holger Sticht vom BUND für Umwelt und Naturschutz durchgeführt. Hierbei gibt der anerkannte Naturschutzverband den Umwelt- und Naturschutz ein starkes Gewicht, vor allem auch in Köln. Mehr dazu im Interview, viel Spaß beim lesen!

 

Hallo Herr Sticht, vielen Dank für die Bereitschaft zu diesem Interview. Bitte stellen Sie sich und BUND Köln vor.

Mein Name ist Holger Sticht, ich bin u.a. Mitglied des Vorstands der BUND Kreisgruppe Köln.

Diese ist eine Untergliederung des BUND Landesverbands NRW, dieser wiederum Teil des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, mit etwa 600 000 Mitgliedern einer der größten Umweltverbände Deutschlands. In Köln gibt es derzeit etwa 2 600 Mitglieder.


Wie und Wann kam es zur Gründung?

Der BUND ist 1975 gegründet worden als erster Verband, der alle Themen, welche die natürlichen Lebensgrundlagen betreffen, bearbeitet.

Außerdem ist er bis heute der einzige große Umweltverband, der politisch und wirtschaftlich unabhängig ist, daher auch keine Unternehmenskooperationen eingeht und darüber hinaus basisdemokratisch organisiert ist.


Wo sehen Sie BUND in 10 Jahren?

Die vergangenen 10 Jahre waren durch ein enormes Anwachsen von Aufgaben und Themenfeldern geprägt, außerdem durch eine Verdoppelung der Mitgliederzahlen und Aktiven. Angesichts der sich weiterhin verschärfenden Problemsituation gehen wir davon aus, dass dieses Anwachsen anhalten wird und es in 10 Jahren selbstverständlich sein wird, den BUND mit seinen unabhängigen Expert*innen in politische Prozesse einzubeziehen und Aufgaben wie bspw. Naturschutz und Umweltbildung an diesen zu übertragen.


Welche aktuellen Themen beschäftigt euch in Köln gerade?

Aktuelle Aufgabenbereiche sind:

  • Betreuung von Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten sowie Geschützten Landschaftsbestandteilen (hier das Biotopmanagement mit praktischem Naturschutz, wissenschaftliches Monitoring, Besucherinformation und -lenkung sowie Umweltbildung)

  • der Betrieb des Naturerlebnisgarten Klettenberg

  • die Erstellung eines Katasters für Hecken in Köln sowie der Schutz und die Wiederherstellung von Hecken und Säumen

  • Artenschutzprojekte wie Amphibienzäune anlegen und betreuen

  • Erfassung und Schutz von Gebäudebrütern (u.a. Spatzen, Mauersegler)

  • Öffentlichkeitsarbeit zur Vermeidung von Vogeltod an Glasflächen

  • Erfassung und Schutz der Schlafmauspopulationen (Gartenschläfer, Haselmaus)

  • Schutz und ökologisch verträgliche Bewirtschaftung von Grünflächen in Köln u.a. zur Sicherung der über 200 Rote-Liste-Pflanzenarten von Köln (BUNDte Inseln Stadtnatur)

  • Verbesserung der ökologischen Situation in Kleingartenanlagen

  • Baumschutz im Innenbereich

  • der gesamte Bereich des Verkehrs mit Schwerpunkt Entwicklung eines ökologisch verträglichen Radverkehrsnetzes ohne neuen Flächenverbrauch

  • der gesamte Themenbereich Flächenverbrauch u.a. mit Bewerbung des Geschosswohnungsbaus ohne neue Flächenversiegelung

  • Stellungnahmen in Beteiligungsverfahren u.a. zur Vermeidung von Flächenverbrauch bspw. für Verkehrsprojekte und Wohnungsbau.


Denken Sie, das in der Politik und in den Großstädten wie Köln, der Naturschutz ausreichend berücksichtigt wird?

Der Naturschutz wird in Köln noch nicht ausreichend berücksichtigt.

So sieht der Kooperationsvertrag zwischen CDU, Grünen und Volt lediglich 1 neues Naturschutzgebiet für Köln vor, obwohl allein der BUND Anträge für 5 neue Naturschutzgebiete gestellt hat.


Auch sind einige Schutzgebiete in keinem guten Erhaltungszustand. Hier zeigt Bsp. die Dellbrücker Heide, dass es zielführend ist, Flächen an den BUND zu übertragen, um eine Trendumkehr bei der Biodiversität zu bewirken.


Welche sind in Ihren Augen die wichtigsten Schritte und Ziele, um die Stadtökologie und den Naturschutz in Köln voranzubringen?

Wir brauchen einen umfassenden Schutz aller noch vorhandenen Freiflächen, ein Flächenverbrauchsmoratorium mit dem Ziel „Netto-Null“ (es wird nur so viel neu versiegelt, wie an anderer Stelle entsiegelt wird). D.h. keine neuen Straßen und Autobahnen, keine neuen Einfamilienhaussiedlungen und Schwerpunkt auf den Geschosswohnungsbau zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.


Das Thema Biodiversität muss zur Querschnittsaufgabe werden, die bei der Bewirtschaftung aller Grünflächen mitgedacht, mit geplant und prioritär behandelt wird.


Wie besorgniserregend ist aus Ihrer Sicht das Insektensterben?- und welche Maßnahmen würden Sie ergreifen, bzw. was lässt sich, vor allem in Städten wie Köln, gegen das Insektensterben machen?

Das Insektensterben ist als Teil des Artenschwunds das vielleicht zentrale gesellschaftliche Problem, da die Verluste größtenteils irreversibel sind.

Wichtig ist ein Verbot von Pestiziden im privaten Einsatz sowie eine Verpachtung von landwirtschaftlichen Flächen im Stadteigentum ausschließlich an Betriebe, die gemäß der Leitlinien der Ökoanbauverbände wirtschaften (u.a. keine Pestizide, kein Kunstdünger).


Ferner ist Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung, die wir schon betreiben, zu verstärken, damit möglichst viele Gärten auch als Lebensraum für die Artenvielfalt zur Verfügung stehen. Und entscheidend ist – siehe oben – die „Netto-Null“ beim Flächenverbrauch.


Wurden Ziele, die der BUND hatte, bisher erreicht?

Erfolge aus der jüngeren Vergangenheit sind die Sürther Aue, wo wir im Bündnis mit anderen den Ausbau des Godorfer Hafens verhindert haben und der ehemalige Ausbaubereich nun wieder Naturschutzgebiet wird.


Auch das Naturschutzgebiet Dellbrücker Heide, das wir vor 30 Jahren beantragt hatten und wo wir nach 10 Jahren Betreuung nachweisen können, dass dort eine Trendumkehr zu Gunsten der biologischen Vielfalt erzielt werden konnte – Dank der ehrenamtlichen Arbeit des BUND.


Haben Sie Tipps oder Empfehlungen, wie man im privaten Bereich einen Beitrag zum Klimaschutz/Naturschutz in Köln leisten kann? Welche Möglichkeiten gibt es, BUND Köln zu unterstützen?

Im BUND kann jede und jeder sofort mitmachen, egal welches Umwelt- oder Naturschutzthema sie/ihn bewegt.

Da der BUND ein unabhängiger Verband ist, der von Mitgliedsbeiträgen und Spenden lebt, kann man auch als passives Mitglied einen wichtigen Beitrag leisten.


Und wer selbst einen Garten oder eine andere Grünfläche im Eigentum hat kann und sollte diese ökologisch bewirtschaften. Im BUND bekommt man dafür die Beratung, egal ob bei extensiver Wiesenmahd, Einsatz von Lokalsaatgut oder Bau von Insektenhotels.


 


Falls ihr interessiert seid, wie ihr BUND unterstützen könnt, und viele weitere Informationen bezüglich BUND Köln findet ihr auf deren Webseite, die wir hier unten verlinkt haben. :)











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